Zehn Hektar des Hohen Moores
zwischen Oldendorf und Bremervörde sind bereits wieder
vernässt worden. Foto: Schmidt
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Kreis Stade / Oldendorf (ccs).
Für Sonnentau und Wollgras, Moorfrosch und Kranich ist
Wasser ist der Lebenssaft: doch das 640 Hektar große
Naturschutzgebiet "Hohes Moor" zwischen Oldendorf und Bremervörde
droht auszutrocknen. Die Wiedervernässung des Hohen Moores ist das
größte Naturschutzvorhaben des Landkreises Stade in den kommenden
Jahren - ein Millionenprojekt. Nicht immer stand der Naturschutz in
der Moorlandschaft im Vordergrund. Bis in die Nachkriegszeit stachen
die Bewohner der benachbarten Dörfer mit dem Spaten Brenntorf in der
früheren Sumpflandschaft. Uwe Segermann, beim Landkreis Stade für
Naturschutz zuständig: "Zurück geblieben ist eine mosaikartig
strukturierte Landschaft mit kleinen Moortümpeln und einem Netz von
Entwässerungsgräben. Die Höhenunterschiede betragen bis zu drei
Metern." Zwar lebten Mitte der 80er Jahre noch 55 Brutvogelarten
in der urigen Landschaft, darunter Sumpfohreule und Brachvogel, doch
die Entwässerung ließ das Moor-Ökosystem nach und nach veröden.
Schon in den 70er Jahren war das Birkwild ausgestorben. Moorpflanzen
wie Beinbrech und Bärlapp sind kaum noch zu finden. Friedrich
Tönjes, Umweltdezernent beim Landkreis Stade: "Die Wiedervernässung
war und ist die einzige Chance, das 1985 eingerichtete
Naturschutzgebiet zu retten." Doch weil es schwierig war, dafür von
über 1000 Grundeigentümern die Zustimmung zu bekommen, begann der
Landkreis schon 1975 die ökologisch wertvollsten Teile des Moores
aufzukaufen. Heute, so Tönjes, gehören der Naturschutzbehörde 400
Hektar des Hohen Moores. An den Kosten von 3,2 Millionen Mark
beteiligte sich das Land Niedersachsen. Eine aus Naturschutzsicht
lohnende Ausgabe: Nachdem auf zehn Hektar Moorfläche das Wasser
angestaut wurde, hat sich etwa der Kranich als Brutvogel
angesiedelt. Uwe Seggermann: "Weitere zehn Hektar werden in diesem
Jahr vernässt. Dafür rammt der Pflegetrupp des Landkreises 352
Spundwände in die Gräben." - eine Knochenarbeit. Damit es keinen
Ärger mit Nachbarn gibt, hat der Landkreis Stade gerade einen Plan
des Bezirksregierung Lüneburg zur Wiedervernässung des Hohen Moores
festgestellt, der ab Montag bei der Samtgemeinde Oldendorf ausliegt.
Der Plan regelt die Vernässung des Naturschutzgebietes und den
Ausbau von Randgräben, damit benachbarte Agrarflächen nicht
überflutet werden. Für die weitere Verbesserung de
Moor-Ökosystems hofft der Landkreis auf EU-Mittel aus dem
LIFE-Programm. Schließlich ist das "Hohe Moor" ein europäisches
"Natura 2000"-Schutzgebiet. Und, so Seggermann: "Rund 2,5 Millionen
Mark sind für den Naturschutz im Hohen Moor noch
erforderlich."
Aus vom 07.09.00
Herbst ist es geworden
neblig trüb, und nicht mehr ganz so kalt!
Dieser Sommer war wohl ein grüner Winter. Na ja, vieleicht bekommen wir ja noch einen schönen Herbst (goldener Oktober) Ich meine jetzt nicht die Weinsorte :-) sondern das Wetter.
Bei uns geht es nun mit Riesenschritten auf das Saisonende zu was die Forellenartigen betrifft, die Äschen werde ich weiterhin schonen.
4 Stück sind mir dieses Jahr begegnet(Äschen) und zwei Kormorane. Die Kormorane leider im oberen Stück der Este.
Das sieht schlecht aus für die Äschen!
Ok, ich habe nicht geziehlt auf Äschen gefischt, aber als "Beifang" nur vier Stück, das ist bitter.
Ich habe dieses Jahr sowieso keine "Sternstunden" mit der Trockenen erlebt, vielleicht war ich zu wenig fischen.
Das ist mein ernst! :-))
"Nadelstiche ins Herz des Stromes"
Prof. Heinrich Reincke zum Zustand der Elbe
Die deutsche Einheit vor zehn Jahren brachte nicht nur für die Menschen große Erleichterungen und Freiheit. Auch die Elbe erholte sich in den Jahren nach der Ostöffnung zunehmend, nicht zuletzt aufgrund der Aktivität der 1990 gegründet Internationalen Kommission zum Schutz der Elbe (IKSE). Die Arbeit der IKSE gestaltete Professor Dr. Heinrich Reincke maßgeblich mit.
TAGE-BLATT-Redakteur Christian Schmidt fragte den Leiter der Wassergütestelle Elbe nach dem aktuellen Zustand
des Stromes.
TAGEBLATT: Zehn
Jahre besteht die Internationale Kommission zum Schutz der Elbe IKSE in diesem Jahr - was waren die wichtigsten Ziele?
Reincke: Die Tschechische
Republik, die Europäische Union und Deutschland als Vertragspartner der IKSE hatten sich 1990 zwei wesentliche Ziele gesetzt:zum einen den Zustand der Elbe und ihrer Nebenflüsse zu verbessern und zum anderen den ökologischen Wert der Gewässer und Auen im Einzugsgebiet der Elbe einschließlich ihrer natürlichen Retentionsfähigkeit zu erhöhen nach dem Motto: Lasst den Flüssen ihren Raum! Konkrete Ziele mit dem Zeithorizont 2000, also zehn Jahre nach der Gründung,lauteten:
•das Uferfiltrat des Elbewassers mit einfachen Aufbereitungsverfahren zur Trinkwasserversorgung wieder zu verwenden;
• die Qualität des Elbewassers so zu verbessern, dass die Berufsfischerei ermöglicht wird und
• das Elbewasser für die landwirtschaftliche Bewässerung genutzt werden kann.Ferner soll bis zum Jahre 2010 erreicht werden, dass die feinen Sedimente wieder landwirtschaftlich verwertet werden können und dass die Lebensgemeinschaften des Flusses möglichst einer naturnahen Artenvielfalt entsprechen.
TAGEBLATT: Was ist der größte Erfolg der internationalen Zusammenarbeit und welche neuen Herausforderungen gibt es?
Reincke: Zu den größten Erfolgen
der letzten zehn Jahre gehört das "Aktionsprogramm Elbe" mit dem Bau einer großen Zahl von kommunalen Kläranlagen im Elbeeinzugsgebiet. Allein in der Bundesrepublik wurden 139 Klärwerke für rund sechs Milliarden Mark überwiegend neu gebaut oder saniert. Auch beim Schutz von Uferrandbiotopen, beim
Hochwasserschutz und bei der Zusammenarbeit im Falle unfallbedingter Gewässerbelastungen hat es erhebliche Fortschritte gegeben. Das Fazit nach zehn Jahren lautet aber: die Ziele der IKSE sind noch nicht ganz erreicht. Es sind zwar im internationalen Güteprogramm künftig fünf Messstellen weniger enthalten. Der Vergleich der aktuellen Schadstoffkonzentrationen mit den Gütezielen zeigt aber, dass für einen großen Teil das angestrebte Ziel zum Teil noch in weiter Ferne liegt. Das gilt
insbesondere für die Nährstoffe und bestimmte persistente Stoffe wie etwa Hexachlorbenzol... Sorgen von morgen sozusagen.Eine Herausforderung wird die am 7. September 2000 vom Rat der EU verabschiedete Wasserrahmenrichtlinie sein. Dies bedeutet eine gewisse Neuorientierung der jetzigen wassergütewirtschaftlichen Aktivitäten, denn neu hinzu kommt auch die Behandlung des Grundwassers im Flusseinzugsgebiet der Elbe.
TAGEBLATT: Gehören sommerliche Sauerstofflöcher und nach
Luftschnappende Fische in der Unterelbe der Vergangenheit an?
Reincke:
Sauerstofflöcher in der Unterelbe gehören leider nicht der Vergangenheit an. Zwar ist durch die Verringerung der Vorbelastung mit Nährstoffen, vor allem durch den Bau von Klärwerken im Oberlauf des Flusses, eine Erholung des Sauerstoffhaushaltes in der Tideelbe eingetreten. Die Umwandlung des Ammoniums über Nitrit zu Nitrat passiert nicht mehr in der Unterelbe, sondern bereits in Magdeburg und in Tangermünde. Dafür hat allerdings der Anteil der so genannten Sekundärverschmutzung in den 90er Jahren sehr stark zu Buche geschlagen und hat die Verringerung der Vorbelastung zu etwa zwei Drittel kompensiert.
TAGEBLATT: Was ist unter Sekundärverschmutzung zu verstehen?
Reincke: Sekundärverschmutzung beinhaltet den Sauerstoffverbrauch durch Bakterien beim Abbau von Algen, die aufgrund der noch immer hohen Nährstoffkonzentrationen aus der Mittleren Elbe in der Unterelbe stattfindet. Insgesamt hat sich beispielsweise bei den Nitratkonzentrationen lediglich eine
Verringerung um 15 bis 20 Prozent eingestellt. Die Konzentration liegt damit noch immer weit über den gesetzten Zielvorgaben. Der über wiegende Anteil der Nährstoffe kommt aus dem landwirtschaftlichem Bereich. Hier existiert auch in
den nächsten Jahren noch ein enormer Handlungsbedarf.
Als weitere Ursache für die wieder deutlich vorhandenen Sauerstofftäler in den Sommermonaten der letzten Jahre ist
die Verringerung des Verhältnisses von Wasseroberfläche zur Wassertiefe in der Tideelbe. Eine besondere Rolle spielt dabei die letzte Fahrrinnenanpassung.
TAGEBLATT: "Seehunde wandern wieder in die Elbe"
titelte in der vergangenen Woche das TAGEBLATT. Die Nahrungsgrundlage der Robben soll sich verbessert Der SPIEGEL schwärmt von einem "blauen
Wunder" um Lachs und Flunder. Wie steht es wirklich um die Fische im Strom?
Reincke: Um die Fische im Strom steht es sehr gut. Wir
haben mittlerweile im gesamten Elbeeinzugsgebiet 94 verschiedene Fischarten festgestellt. Sowohl Lachs und Zander als auch Flundern fühlen sich wieder pudelwohl in der Elbe, zumal sie auch über den vor zwei Jahren neu gebauten Fischpass in Geesthacht auf weitere über 600 Kilometer Elbelänge in ihre
Laichgebiete ungehindert aufsteigen können. Die in den 60er und 70er Jahren noch festgestellten Krankheiten beim Aal oder beim Elbbutt sind in den letzten Jahren nicht mehr aufgetaucht. Diese freudigen Mitteilungen werden allerdings dadurch getrübt, dass die Fische mit Ausnahme des Stintes noch immer nicht
uneingeschränkt vermarktungsfähig sind.
TAGEBLATT: Wann dürfen
Fische, die in der Elbe gefangen werden nach Ihre Einschätzung denn wieder bedenkenlos gegessen und verkauft werden?
Reincke: Im Jahre 1999 wurden -fünf Jahre nach der ersten gemeinsamen Bestandsaufnahme der Schadstoffgehalte in Fischen -entsprechende Wiederholungsuntersuchungen durch die Arbeitsgemeinschaft zur Reinhaltung der Elbe im Auftrag der Elbeminitster durchgeführt. Analysiert wurde die Muskulatur
von Brassen, Aal und Zander von elf verschiedenen Fangplätzen.
Ohne den Ergebnissen des Berichtes über die Vermarktungsfähigkeit der Elbefische, den zum Jahresende die
Arbeitsgemeinschaft zur Reinhaltung der Elbe herausgeben wird, vorzugreifen: Es ist derzeit nach wie vor noch keine Entwarnung zu geben. Die Konzentrationen sind bei weitem nicht mehr so hoch wie vor sechs Jahren, liegen aber zum Teil
noch immer über den Grenzwerten des Lebensmittelrechts. Keine Belastungen, und das vielleicht als positive Meldung, wurden für die Fangstelle Brunsbüttel ermittelt. Obwohl diese Elbefische derzeit noch nicht in vollem Umfange vermarktungsfähig sind, dürfte der gelegentliche Verzehr von Elbefischen zu keinem nachweisbaren Gesundheitsrisiko beim Verbraucher führen. In Abstimmung mit den Gesundheitsbehörden wird empfohlen, nicht mehr als ein bis zwei Kilogramm Elbefische pro Monat zu verzehren.
TAGEBLATT: Wie sieht es In
den Elb Nebenflüssen wie etwa Oste, Schwinge und Este aus?
Reincke: Die Elbenebenflüsse Oste, Schwinge und Este
zeigen nach wie vor ein geringes Belastungsniveau, wobei die Oste der sauberste Fluss ist. Abgesehen von dem jüngsten Fischsterben in der Este, dem man nach meiner Auffassung nochmals auf den Grund gehen muss, ist auch hier zu
festzustellen, dass wir insbesondere in der Oste eine gesunde Artenvielfalt der aquatischen Lebensgemeinschaften vorfinden.
TAGEBLATT:
Welche Belastungen drohen dem Ökosystem Niederelbe heute? Wie beurteilen Sie den Schaden, der durch die Teilverfüllung des Mühlenberger Lochs entsteht?
Reincke: Vor künftigen Belastungen ist das Ökosystem
Niederelbe nie gefeit. Die Tideelbe ist nun einmal vorrangig ein Strom für die Schifffahrt. Und inwieweit ein künftiger Tiefwasserhafen in Cuxhaven realisiert wird, ist ungewiss. Auch die Planungen für das Mühlenberger Loch machen uns Sorgen. Denn jedes Flachwasser- und Wattgebiet, das dem Ökosystem entzogen
wird, stellt einen weiteren Nadelstich ins Herz der Elbe dar. Die Zukunft wird uns zeigen, welche Wirkung die Ausgleichsmaßnahme Hahnöfersand haben wird. Nach wie vor gilt meine Aussage, dass die Patientin Elbe weiter gut behandelt und
gepflegt werden muss. Eine echte Gesundung ist noch lange nicht in Sicht.
Aus vom 29.09.00
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