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ALTES LAND. Der schlanke Körper, die zehn filigranen Beine, die charakteristischen Stielaugen – wer etwas Erfahrung im Krabbenpulen hat, würde sagen: Ein Nordseekrabbe. Dies war auch die Vermutung des Anglers, der sie, zusammen mit zwei Artgenossinnen in einer kleinen Flasche in Schnaps eingelegt, in die TAGEBLATT-Redaktion brachte. Das Überraschende: Der Angler hat sie in der Este gefangen, ungefähr in Höhe der Estebrücke.
Der erfahrene Angler, der seinen Namen nicht öffentlich nennen möchte, hat in letzter Zeit mehrfach solche nordseekrabbenartigen Tierchen gefangen, auch in der Lühe.
Weil er seinen Augen zwar traute, aber das Vorkommen von Nordseekrabben in Höhe der Estebrücke doch sehr ungewöhnlich fand, bittet er um eine genauere Recherche. Seine Vermutung: Die Brackwasserzone, also der Bereich, in dem sich Süß- und Salzwasser in der Elbe vermischen, hat sich in den letzten Jahren weiter flussaufwärts verlagert und dabei die Krabben mit sich gebracht. Der NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz) glaubt bei Nachfrage zunächst nicht an diese Möglichkeit. „Auf Grund unserer Messungen, die wir regelmäßig alle vier Wochen im Rahmen des Gewässer-Überwachungssystems Niedersachen (GÜN) an festgelegten Probenahmestellen in Buxtehude und in Hove an der Este durchführen, können wir eine Ausbreitung des salzhaltigen Nordseewassers in die Este nicht bestätigen“, heißt es auf Nachfrage. Im übrigen verweist der NLWKN lieber auf die zuständigen Experten des Fischereikundlichen Dienstes des Laves (Niedersächsisches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit).
Wir ziehen also eines der drei Tiere aus seinem Schnapsfläschchen, fotografieren es und schicken die Aufnahme (im Bild oben) ans Laves. Ein Fachgutachter identifiziert das Tier schließlich als „Garnele aus der Familie der Felsengarnelen (Palaemonidae)“. Vermutlich handele es sich um die sogenannte „Brackwasser-Felsengarnele (Palaemonetes varians). „Diese Garnelen kommen in den Brackwasserbereichen unserer Flussmündungsgebiete vor“, schreibt Dr. Julia von Dassel-Scharf vom Laves. Zeitweise könnten sie auch in die Süßwasserbereiche einwandern und seien dann in Nebengewässern der großen Flussläufe oder in Kanälen anzutreffen.
Unser dritter Ansprechpartner, Lothar Buckow, Elbfischer aus Jork-Wisch, ist erfahrener Praktiker und kennt sein Revier. Er fragt sofort nach: „Hat sie zwischen den Augen ein gezacktes Horn?“ Ja, genau.
„Ach so. Von denen fange ich jeden Tag tausende“, berichtet Buckow. Wie später noch nachzuschlagen sein wird, heißt der typische sägeblattartige Fortsatz am Kopf der Felsengarnele in der anatomischen Fachsprache Rostrum (lateinisch für „Rüssel“, „Schnauze“, „Schnabel“).
Erst seit der letzten Elbvertiefung, weiß Buckow, sei diese Verwandte der Nordseekrabbe auch in der Elbe vor Jork zuhause und ähnele ihrer leckeren Cousine in der Tat sehr – nur das gezackte Horn unterscheide sie.
Die Felsengarnelen kommen oft im Brackwasser vor und kommen sogar mit Süßwasser zumindest eine Zeit lang ganz gut klar, berichtet Buckow.
Die Brackwassergrenze in der Elbe liege mittlerweile übrigens vor Schulau. Es sei also keineswegs ungewöhnlich, dass die Felsengarnelen mit der Tide auch in die Este und Lühe gelangen.
Auf eine kulinarische Verwertung der Felsengarnelen verzichtet Elbfischer Lothar Buckow allerdings: „Das lohnt sich doch nicht, das Horn ist sehr scharf, dadurch lassen sie sich viel schlechter pulen als die Nordseekrabben, die kein solches Horn haben.“
Die Aufzuchtteiche wurden abgefischt! |
Mehr davonnicht wundern, Du gehst auf die Reise zum "Scheeben Wind" |