Kormoran
Phalacrocorax carbo sinensis
Bestandsentwicklung des Kormorans in Niedersachsen. Anzahl der Brutpaare 1971-1998
Status: In Nord- und Mitteleuropa gebietsweise
häufiger Brutvogel im Küstenraum, seltener im Binnenland. Koloniebrüter weltweit
in mehreren Unterarten. In Niedersachsen kommt nur die Unterart sinensis,
nordwesteuropäische Population vor.
Kennzeichen: Knapp gänsegroßer Tauchvogel,
schwarz-grünmetallisch befiedert, kleiner Federschopf, zur Brutzeit mit feinen
weißen Federn an Kopf und Hals sowie einem auffallenden weißen Schenkelfleck.
Altvögel außerhalb der Brutzeit und Jungvögel sind schwarzbraun gefärbt. Der
Kormoran hat einen kräftigen Hakenschnabel. Verbreitung und Bestand: Niedersachsen liegt zwischen den
Niederlanden mit 19400 (1995, dort in den letzten Jahren starker
Bestandsrückgang) und Schleswig-Holstein - Mecklenburg-Vorpommern mit 10868
Brutpaaren (1998). Bis 1861 bestand ein Brutplatz bei Schnackenburg/Elbe; 1924
wurde ein Brutplatz mit 3 Paaren in der Wesermündung bekannt. 1944 erfolgte eine
Ansiedlung bei Lütetsburg/Norden, die 1958 vernichtet wurde. Danach erfolgte
Umsiedlung an die Wesermündung, ab etwa 1975 erfolgte dort ein langsamer
Bestandsanstieg. 1998 im Wattenmeer 5 Brutplätze mit 705 und im Binnenland 12
Brutplätze mit 317 Brutpaaren. Biotop: Wattenmeer und fischreiche Binnengewässer, brütet
häufig vergesellschaftet mit Graureihern. Schlafgesellschaften im Winterhalbjahr
an vielen Gewässern. Nahrung: Vorwiegend Fische, im Binnenland zumeist
Weißfische. Zur Situation in Niedersachsen: Der Kormoran wurde früher
als Fischräuber stark verfolgt, Ansiedlungen im Binnenland wurden sogleich
vernichtet. Die seinerzeit letzte Kolonie auf dem Festland (83 Brutpaare 1957)
wurde 1958 ausgeschossen. Im Wattenmeer konnten sich Kormorane auf den außer
Dienst gestellten Leuchttürmen, wo die Ansiedlung durch Anbringen von Nistkörben
erleichtert wurde, und auf Schiffwracks in der Wesermündung halten. In den
Jahren 1976 - 1983 unternahm die Staatliche Vogelschutzwarte bei Norden
Ansiedlungsversuche. Ab 1987 brüteten an der Außen-Ems wieder Kormorane. Durch
die Verabschiedung der EU-Vogelschutzrichtlinie vor 20 Jahren wurde der Kormoran
EU-weit geschützt, was sich in einer Bestandserholung auswirkte. In
Niedersachsen Bestandsanstieg ab Anfang der 1990er Jahre, erst 1991 Bruten im
Binnenland. Drei regelmäßig besetzte Brutplätze an künstlich aufgestauten
Gewässern (Teiche bei Geeste/Ems und Weseraltwasser bei Wellie/Nienburg seit
1991 und Alfsee/Bersenbrück seit 1994) bestehen derzeit, darüber hinaus gibt es
8 Ansiedlungen mit jeweils weniger als 10 Brutpaaren. Eine natürliche
Wiederbesiedlung Niedersachsens ist bislang jedoch noch nicht erfolgt. 1998
wurden an zwei Brutplätzen die Nester/Gelege zerstört, hier handelt es sich um
Verstöße gegen § 20 f (1) des Bundesnaturschutzgesetzes. Hinweis: Das NLÖ informiert in einem Faltblatt über die
Biologie des Kormorans, besonders vor dem Hintergrund anhaltender Forderungen
nach Abschuß und Bestandsreduktion, die pauschal nicht gerechtfertigt
sind.
NLÖ - Staatliche Vogelschutzwarte März 1999.
Ansprechpartner: Herr Wendt, Tel. (0511) 4446-206
Zeichnung: W. Daunicht