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Eine Renaturierung der Obereste "wäre kein Durchbruch in der Hochwasserschutz-Frage", betont der Wasserbauingenieur Edgar Nehlsen von der Technischen Universität Hamburg-Harburg. Weil das Estetal relativ steil ist, gibt es nicht genügend Ausuferungsfläche. Im Zuge des Forschungsprojekts Klimzug-Nord hat der Wissenschaftler die "Möglichkeiten und Grenzen einer Renaturierung der Este" untersucht. Foto: Vasel |
Björn Vasel BUXTEHUDE.
Eine Renaturierung der oberen Este bringt "nichts" für den
Hochwasserschutz der Stadt Buxtehude. Das ist das Ergebnis der
Untersuchung von Wasserbau-Ingenieur Edgar Nehlsen von der Technischen
Universität Hamburg-Harburg. Ohne den Bau von Mini-Deichen wäre die
Innenstadt weiterhin einem Jahrhunderthochwasser (Hq-100) schutzlos
ausgeliefert. Trotzdem: Ein Problem würde die "Wiederherstellung einer
mäandernden Auenlandschaft" lösen - die Sandfracht würde deutlich
reduziert, betont Nehlsen.
Diese ist seit der Begradigung der Este für die Landwirtschaft in den
1920er-Jahren ein Problem: Bei jedem Starkregen wird Sand von den
Feldern in den Fluss gespült, Ufer brechen ab. Die Sedimente werden
flussabwärts getrieben und verstopfen die Este in Buxtehude. Das
verursacht sehr hohe Baggerkosten. Nicht nur aus ökologischer Sicht
"ist eine Rückführung der oberen Este in einen naturnahen Zustand
sinnvoll, der Unterhaltungsaufwand würde erheblich reduziert", sagt
Nehlsen.
Mit der Wiederherstellung der Aue könnte die Este bei Hochwasser
ausufern. Der Fluss würde in Schleifen (Mäander) mit einem geringen
Gefälle verlaufen, die Fließgeschwindigkeiten würden sich verringern.
Links und rechts würden Auenwälder mit Erlen und Traubenkirschen mit
ihren Wurzeln die Ufer vor Abbrüchen sichern. Das neue Profil könnte
durch "In-Strom-Maßnahmen" (durch Einbringen von Kies und Totholz) oder
durch kostenintensives Ausbaggern erreicht werden. Damit würde die Este
wieder wie der schmale, flache und mäandrierende Heidefluss vor dem
Jahr 1922 aussehen. Wenn Bagger den neuen Flusslauf künstlich anlegen
würden, "wäre ein naturnaher Zustand innerhalb weniger Jahre" zu
erreichen. Dafür könnte es - ähnlich wie bei der Renaturierung der 1925
begradigten Wümme - Mittel aus dem Niedersächsischen
Fließgewässerprogramm geben.
Kurzum: Die Natur würde profitieren. Mit Sohlgleiten (Wildwasser aus
Steinschüttungen) statt Wehren könnte die aquatische Passierbarkeit
verbessert werden. Das Sandproblem wäre gelöst. Für den
Hochwasserschutz bringe eine Renaturierung alleine nichts - entweder
müssten Mini-Deiche in der Innenstadt oder Regenrückhaltemöglichkeiten
ober- und unterhalb der Stadt im Estetal und in der Marsch geschaffen
werden. Bei dem maßgeblichen Szenario (Jahrhunderthochwasser mit 55,4
Kubikmetern pro Sekunde) würde eine Auenlandschaft kaum Veränderungen
zur Folge haben: Die Überschwemmungsfläche oberhalb der B 73 verändere
sich praktisch nicht. Weil das Estetal an den Seiten relativ steil ist,
gibt es nicht genügend Ausuferungsflächen. Bei der
Jahrhundertregenflut, im Fachjargon Hq-100, wären die Auen längst
überflutet. Der Abfluss würde sich "nur" um 2,5 Prozent verringern,
allerdings gewänne Buxtehude vier Stunden für die Entwässerung des
Stadtgebietes - soweit verschiebt sich der Scheitelpunkt durch die
geringeren Fließgeschwindigkeiten. Nehlsens Fazit: "Die Renaturierung
wäre kein Durchbruch in der Hochwasserschutz-Frage."
Wir haben die Este befischt.Mehr davon |
Uwe Seggermann, Leiter des Kreis-Naturschutzamtes, mit dem bei Jork umgekommenen Otter. Das Tier ist für Untersuchungen eingefroren worden. Foto Schmidt |
LANDKREIS. "Der
Fischotter ist auf dem Sprung an die Niederelbe" - das vermutet Karsten
Borggräfe, wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Aktion
Fischotterschutz in Hankensbüttel bei Gifhorn.
Zwar gelten Fischotter regional immer noch als sehr selten. "Doch es
ist mit mehr Tieren zu rechnen, als beobachtet werden", erklärt
Diplom-Biologe Borggräfe. Den Marderforschern im Hankensbütteler
Otterzentrum sind im weiteren Unterelberaum wenige Fischotter-Vorkommen
bekannt: in den Kreisen Dithmarschen und Steinburg auf
schleswig-holsteinischer Seite, an der Alster in Hamburg sowie bei Bad
Bederkesa und an der Este im Landkreis Harburg auf niedersächsischer
Seite. Die aktuellen Totfunde im Alten Land sind daher auch von
wissenschaftlichem Interesse.
"Es ist gut möglich, dass die Tiere über die Este ins Alte Land
gekommen sind", sagt Borggräfe. Nicht auszuschließen aber auch: Die
Fischotter haben von Schleswig-Holstein aus die Elbe überquert.
Hauptstrom und Hahnöfersander Nebenelbe sind jeweils knapp 800 Meter
breit. Dazwischen liegt die Insel Neßsand. Die Distanz ist für einen
kräftigen Otter mühelos zu schaffen.
Bekannt ist den Fischotter-Forschern, dass sich die Populationen von
Mecklenburg-Vorpommern in Richtung Westen und von Schleswig-Holstein in
Richtung Süden ausbreiten. Die Niederelberegion liegt sozusagen auf dem
Weg. Borggräfe freut sich, dass auch im Landkreis Stade mit
Renaturierungen von Flüssen wie der Aue wieder gute Voraussetzungen für
die Fischotter geschaffen worden sind. Zwar unterliegt die Art noch dem
Jagdrecht. Die Bejagung ist aber nicht mehr erlaubt. Als Fischräuber
und weil das Fell bei Kürschnern begehrt war, wurden Fischotter im 20.
Jahrhundert zeitweise noch in großer Zahl erlegt.
Dass heute nur 15 Prozent der Jungotter älter als drei Jahre werden und
das Durchschnittsalter der Fischotter in der freien Wildbahn bei acht
bis 13 Jahren liegt (bis zu 22 Jahre in Gefangenschaft), hat ganz
andere Gründe. Borggräfe: "Noch immer sind die Strukturen an den
Gewässern vielerorts nicht so naturnah, wie es etwa die europäische
Wasserrahmenrichtlinie verlangt." Hauptursache dafür, dass Fischotter
es so schwer haben, ist aber der Autoverkehr. "Konflikte" gibt es laut
Borggräfe vor allem dort, wo Straßenbrücken über Gewässer führen.
Erstaunlicherweise unterschwimmen Fischotter diese Brücken nicht. Sie
verlassen vielmehr an dieser Stelle das Wasser und queren die Brücke
auf dem Landweg. Ein oft tödlicher Umweg.
Eine Hilfe sind vom Menschen unter der Brücke angelegte Ottergänge.
Eine solche sichere Passage gibt es zum Beispiel dort, wo die
vielbefahrene Landesstraße 124 in Harsefeld die Aue quert. (ccs)
www.otterzentrum.de
Wir haben die Este befischt.
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BUXTEHUDE. Während
nebenan bereits die Abrissarbeiten für den künftigen Lidl-Markt
begonnen haben, beschäftigt sich die Politik mit dem nächsten Schritt
für das Granini-Gelände, dem Plan für den Oldtimer-Park. Wie berichtet
sollen dazu auch ergänzende Dienstleistungsangebote angesiedelt werden.
Während Landkreis, Unterhaltungsverband und andere Behörden keine
gravierenden Bedenken gegen die Planung geltend machen, äußern sich
BUND und Landessportfischerverband teilweise sehr kritisch.
So halten die Umweltschützer vom BUND eine Oldtimerausstellung mit
angrenzender Werkstatt in einem Wasserschutzgebiet für nicht
vertretbar. Ohnehin müsste der vorhandene kontaminierte Boden
ausgetauscht werden, um eine spätere Gefährdung der Brunnen zu
vermeiden.
Die Stadtverwaltung hält diese Einwände für unbegründet. Ein
gutachterliches Sanierungskonzept für die Altlasten sei vorhanden,
demnach wurde ein Austausch nicht für notwendig erachtet, sei aber auch
nicht ausgeschlossen. Für die Umsetzung des Oldtimerparkes sieht die
Verwaltung keine grundsätzlichen Bedenken, ähnlich habe dies die untere
Wasserbehörde (Landkreis) gesehen. Gleichwohl müssen die Bestimmungen
der Wasserschutzgebietsverordnung bei der Bebauung und beim Betrieb
eingehalten werden.
Die Sportfischer hatten moniert, dass im Zuge der Planung das Wehr und
der marode Fischpass durch eine Fischaufstiegsanlage ersetzt werden
sollten. Zumindest sollten hierfür Flächen vorgehalten und von einer
Bebauung und Bepflanzung freigehalten werden. Immerhin will die
Verwaltung die Planung dahingehend ändern, dass die Einrichtung einer
Fischaufstiegsanlage für zulässig erklärt wird.
Befassen werden sich die Politiker mit der Planung am Dienstag, 29.
November, bei der konstituierenden Sitzung des Planungsausschusses. Er
tagt öffentlich im Stadthaus, 3. Obergeschoss. Die Sitzung beginnt um
19 Uhr. Zu Beginn werden die Nichtratsmitglieder verpflichtet. (rsu)