Aus vom 19. März 2004


Naturschützer gegen Kleinkraftwerk

Buxtehude

Wenn das Wasserkraftwerk an der Este wieder läuft, würden Tausende Fische umkommen,
fürchtet die Schutzgemeinschaft

Karsten Wisser

Buxtehude


Die Este in Buxtehude könnte für viele Fische wieder zu einer tödlichen Falle werden. Ein Investor aus Duderstadt will das seit 1996 stillgelegte Wasserkraftwerk am Mühlenteich beim Granini-Gelände wieder in Betrieb nehmen. Für Karl-Hans Bahns von der Angler- und Naturschutzgemeinschaft Nord-Niedersachsen wäre die Konsequenz eine ökologische Katastrophe für die Este.
   Durch die Turbinenflügel, die achtmal in der Sekunde in das Wasser einschlagen, würden viele Fische ihre Wanderung vom Oberlauf der Este aus Richtung Moisburg zur Elbe nicht überleben. Untersuchungen ergeben, dass zwischen 15 und 25 Prozent der Fische beim Durchquerungen des Kraftwerk zerhackt werden. Aale, die im Süßwasser leben, müssen zum Beispiel zum Laichen ins Meer zurückkehren. Über ein Viertel der Aale, die in eine solche Turbine geraten, gehen zugrunde. Deshalb gibt es auch Umweltschützer, die Strom aus Wasserkleinkraftwerken als "blutigen Strom" bezeichnen.
   "Das Kraftwerk in Buxtehude ist ein Musterbeispiel dafür, dass die Behauptung, Strom aus Wasserkleinkraftwerken sei ökologischer oder umweltfreundlicher Strom, entweder auf Unkenntnis beruht oder eine gezielte Irreführung zur Durchsetzung von weiteren Kleinkraftwerken ist", so Bahns. Außerdem würden 45 Kilometer Esteoberlauf und zusätzlich Nebenbäche vom Gesamtgewässersystem abgeschnitten werden. Oberhalb des Kraftwerks wurden nach der Stillegung wieder Meerneunaugen in der Este nachgewiesen. Die geschützten Meerneunaugen sind durch Wanderungshindernisse wie Kraftwerkswehre vom Aussterben bedroht.
   "Es besteht die Gefahr, dass die ökologische Qualität der Este durch die Wiederinbetriebnahme eines Kraftwerks auf Jahrzehnte hinaus gravierend verschlechtert wird. Die Leistung des Kraftwerks steht im krassen Missverhältnis zu den sich daraus ergebenden ökologischen Belastungen", sagte Bahns gegenüber der Harburger Rundschau. Das Kraftwerk hat die Leistung eines Kleinwagens, 55 Kilowatt. Als das Granini-Werk in Buxtehude 1996 geschlossen wurde, stellte auch das Kraftwerk, dass zum Betrieb gehörte, die Arbeit ein. Jetzt wurde das Wasserkraftwerk an einen auf regenerative Energie spezialisierten Investor verkauft.
   Wirtschaftlich ist die Wiederinbetriebnahme nur aufgrund des Gesetzes für den Vorrang erneuerbarer Energien. Die Stadtwerke Buxtehude wären gezwungen, den im völlig veralteten Wasserkraftwerk produzierten Strom für einen garantierten Preis abzunehmen. "Der ökologische Unsinn müsste vom Bürger über den Strompreis subventioniert werden", sagte Bahns.
   Der Angler- und Naturschutzgemeinschaft gehören mehrere Anglervereine an, die an der Este, der Seeve und der Lühe Angelreviere gepachtet haben. Bahns ist ihr Naturschutzbeauftragter. Die Gemeinschaft sorgt zum Beispiel dafür, dass die Fischtreppe neben dem Kraftwerk intakt bleibt.
   Die zuständigen Behörden unterstützen Karl-Hans Bahns bei seinem Versuch, den Fischartenreichtum in der Este zu erhalten. Das Landesamt für Ökologie, der Landkreis Stade und der Landkreis Harburg als für die Pflege und Renaturierung des Este-Raums zuständige Behörde unterstützen die Umweltschützer. "Es ist gut möglich, dass wir dem neuen Betreiber die Staurechte entziehen", sagte Friedrich Tönjes, Stader Kreisbaurat.






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