Aus
vom 16.04.2004
"Fisch - Massaker nicht zu befürchten"
Eigentümer des Wasserkraftwerks am Mühlenteich weisen Kritik von BUND und Anglern zurück
Buxtehude (bv). Die Kritik der Naturschützer und der Angler an der geplanten Wiederinbetriebnahme des kleinen Wasserkraftwerks am ehemaligen Granini-Gelände ist bei der "Sonne-Wind-Wasser"-GmbH auf Unverständnis gestoßen. Dr. Jost Constantin: "Wir verbessern die ökologische Situation erheblich - und erzeugen umweltfreundlichen Strom. Damit decken wir den Bedarf von 100 Haushalten im Jahr."
Und: Im Gegensatz zu den Windrädern liefere ein Wasserkraftwerk kontinuierlich Strom. "Warum sorgt sich der BUND erst jetzt um die Wander-Fische an der Este?", fragt Dr. Jost Constantin
vom Büro für regenerative Energiesysteme aus Duderstadt, der Berater des Wasserkraftwerk-Besitzers "Sonne-Wind-Wasser"-GmbH. Seit Jahren sei bekannt, dass an der am Wehr eingebauten Fischtreppe kaum ein Wanderfisch hinauf- und hinunterkomme. "Mit erheblichen Steuermitteln wurde Anfang der 90er Jahre eine Fischtreppe eingebaut, die nicht funktioniert", sagt Dr. Constantin.
Ohne die Aufstauung würde zudem der Mühlenteich leer laufen und der Grundwasserspiegel absinken - mit negativen Folgen für die Standsicherheit der angrenzenden Wohngebäude.
Mit solchen Anlagen lasse sich Geld verdienen, widerspricht der Experte für alternative Energien auch Kreisbaurat Friedrich Tönjes. Das vor Ostern vom Bundestag verabschiedete neue Energie-Einspeise-Gesetz (EEG) fördere insbesondere die Wasserkraftnutzung zur Stromerzeugung zusätzlich zur Festvergütung von 7,67 Cent mit einem Bonus von zwei Cent je Kilowattstunde, wenn die ökologische Situation verbessert wird. "Genau das planen die künftigen Betreiber der Wasserkraftanlage: Ein effizienter, insbesondere für Kleinfische und Wirbellose durchwanderbarer Fisch-pass soll eingebaut werden", kündigt Dr. Jost Constantin an. Um ein Eindringen von Fischen in die Turbine zu vermeiden, würden Abwanderkorridore und entsprechende Lockströmung vor dem Schutzrechen mit 20 Millimetern Rechenabstand bereitgestellt.
In Deutschland sei in den letzten Jahren eine Vielzahl von Kleinwasserkraftanlagen entsprechend ausgerüstet worden. Diese produzierten klimaneutral und umweltfreundlich Strom und sicherten Arbeitsplätze (beispielsweise in Uelzen an der Ilmenau oder in Hamburg an der Fuhlsbüt-teler Schleuse). Dr. Constantin: "Bei keiner dieser Anlagen sind bisher Schäden an Fischen festgestellt worden." Ein Fisch-Massaker sei nicht zu befürchten.
Im Sommer soll das Kraftwerk nach Überholung der Turbine ins Stadtwerke-Netz einspeisen; mit einem vom Kreis Stade angekündigtem Entzug der Wasserrechte rechneten die Betreiber nicht. Schließlich würden die geplanten Maßnahmen die Befürchtungen der Kreisverwaltung zerstreuen, dass das Kleinkraftwerk ein "ökologischer Störfaktor" für Fisch & Co. in der Este werden könnte.
Hier begann der Siegeszug des Stroms
Behörden lehnen Wiederinbetriebnahme ab - Standort mit Geschichte
Buxtehude (bv). Die Eigentümer des Wasserkraftwerks schwimmen gegen den Strom: Neben Anglern
und Naturschützern (das TAGEBLATT berichtete) hält zurzeit auch das Niedersächsische Lan
desamt für Ökologie aus "fließökologischer und fischereirechtlicher Sicht" eine Wiederinbetriebnahme des 1996 stillgelegten Kraftwerks für unvertretbar. Und:Der Grüne Udo Paschedag - Kreistagsabgeordneter und Spitzenbeamter im Bundesumweltministerium - bewertet einen vom Kreis Stade angestrebten "entschädigungslosen Widerruf des alten Wasserrechts grundsätzlich für erfolgsversprechend". Sollte dieser scheitern, könnte der Kreis Stade nachträglich Maßnahmen zur Verbesserung der Gewässerökologie durchsetzen. In der Bewilligung aus dem Jahr 1922 sind keine Auflagen zur Sicherung der ökologischen Durchgängigkeit, also zur schadlosen Passierbarkeit für Fische und andere Wasserlebewesen, festgehalten.
In diesem Punkt seien die Eigentümer des einzigen Este-Kraftwerks bereit, "Auflagen der Behörden bei Wassermenge, Fischpass und Turbine zu akzeptieren - ohne ein neues Genehmigungsverfahren", so Constantin.
Die Wasserkraftwerk-Gegner sind trotz alledem überzeugt, dass eine Umweltverträglichkeitsprüfung negativ ausfallen würde. Naturschutzbeauftragter Karl-Hans Bahns (Angler- und Naturschutzgemeinschaft Niedersachsen): "Die geringe Strom-Menge steht im krassen Gegensatz zu den ökologischen Schäden."
o Übrigens: Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die "Wintersche Papierfabrik" an dieser Stelle zum Wegbereiter der Stromerzeugung in Altkloster und Buxtehude.
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