März 2019
Die Temperaturen gemessen um 12:00 Uhr
Durchschnitt |
7,9 °C |
Hoechsttemperatur |
16°C |
Tiefsttemperatur |
4°C |
Regen- Schneetage |
10 |
Meine Oma macht die besten Frühstückseier, sie sollte meiner Mutter mal das Rezept verraten.
Einer meiner Enkel.
Sehr erfreulich!
Unser Storchennest ist auch wieder besetzt
|
...fliegen wieder!
|
Kraniche (Grus grus)
Die Schönheit der Kraniche und ihre spektakulären Balztänze haben schon in früher Zeit die Menschen fasziniert.
In der griechischen Mythologie war der Kranich Apollon, Demeter und Hermes zugeordnet. Er war ein Symbol der Wachsamkeit und Klugheit und galt als „Vogel des Glücks“.
In China stand er für ein langes Leben, Weisheit, das Alter sowie die Beziehung zwischen Vater und Sohn.
Auch in Japan ist der Kranich ein Symbol des Glücks und der Langlebigkeit.
In der Heraldik ist der Kranich das Symbol der Vorsicht und der schlaflosen Wachsamkeit.
In der Dichtung steht der Kranich symbolisch für das Erhabene in der Natur.
(Wikipedia)
Für mich einfach ein Erlebnis!
Aus
vom 12.03.2019
Artikel & Foto: Björn Vasel
mit freundlicher Genemigung.
Die Elbfischer gehen auf die Barrikaden
Stintpopulation in der Tideelbe zusammengebrochen – Appell: Baggerarbeiten in der Laichzeit stoppen
Von Björn Vasel
|
Auf dem Fischkutter Ostetal fordern die Fischer (von links) Harald Zeeck, Lothar Buckow, Walter Zeeck, Olaf Jensen, Jens Winkels, Claus Zeeck und Wilhelm Grube Naturschutzmaßnahmen und eine Beschränkung der Saugbaggerei auf der Elbe. Foto Vasel |
FINKENWERDER. Die Fischer schlagen Alarm: Die Stint-Population in der Tideelbe ist zusammengebrochen. Das gefährde nicht nur ihre Existenz, sondern auch das Ökosystem. Denn der Stint ernährte bislang nicht nur die Familien der Elbfischer, sondern auch zahlreiche Vogel- und Fischarten. Der Appell der Fischer: Die Bagger stoppen.
Die Elbfischer haben den Bund und den Hamburger Senat am Montag aufgefordert, die Baggerarbeiten in der Unterelbe und das Verklappen von Hafenschlick vor dem Naturschutzgebiet Neßsand in der Laich- und Aufwuchszeit der Stinte sofort zu stoppen. Die Trübung führe dazu, dass die Stintlarven und Mini-Stinte vor allem in ihrer Kinderstube zwischen Mühlenberger Loch und Hahnöfer Nebenelbe keine Beute mehr machen und verhungern. „Die Brut darf in diesem Jahr nicht wieder vernichtet werden“, mahnt Elbfischer Walter Zeeck. Die Fänge seien seit 2013 stark rückläufig. Der Altländer Elbfischer Lothar Buckow hatte zuletzt zehn Prozent der früheren Menge im Netz.
Der dramatische Einbruch bei den Stinten habe einen Grund: die Kanalisierung der Elbe und die Unterhaltungsbaggerei, so die Fischer. Das Problem werde sich durch die Elbvertiefung verschärfen, Flachwasser- und Süßwasserwattbereiche verschlickten zunehmend. Hinzu kämen die Sauerstofflöcher in fast jedem Sommer mit ihren sogenannten Todeszonen. „Uns fehlen ganze Jahrgänge“, ergänzt Claus Zeeck. Es drohe ein „weitgehend toter Fluss“, 90 Prozent der Fische seien Stinte. Weil diese über den Jordan gingen, lassen Zwergmöwen, Flussseeschwalben und Schweinswale die Elbe mittlerweile links liegen.
Die Elbfischer haben bei einer Protestaktion auf dem Kutter „Ostetal“ in Finkenwerder ein Acht-Punkte-Papier zur Rettung des Stints vorgestellt und neben einer umweltfreundlichen Unterhaltungsbaggerei mehr Naturschutz gefordert.
Der Hamburger Senat will die Bagger nicht an die Kette legen, so der Sprecher der Behörde für Umwelt und Energie (BUE) in Hamburg. „Wir glauben eher nicht, dass der Rückgang etwas mit den Baggeraktivitäten der Hamburg Port Authority zu tun hat“, sagt Björn Marzahn. Deshalb werde Hamburg erst einmal Forscher mit der Ursachenermittlung beauftragen.
Netze der Stintfischer bleiben leer
Berufsfischer fordern Schutzmaßnahmen für die „Schlüsselart“ – Hamburger Senat will weiter baggern – Behörde beauftragt Forscher
Von Björn Vasel
Altes Land Die Elbfischer gehen auf die Barrikaden: Kaum ein Stint verirrt sich in ihre Reusen und Netze. Die Delikatesse droht an der Tideelbe zu verschwinden. Die Berufsfischer fordern die Politik zum Handeln auf. Doch der Senat will die Bagger nicht stoppen, sondern erst einmal Wissenschaftler beauftragen.
Folgen:
„Früher habe ich 300 Kilogramm Stint am Tag gefangen, in den letzten
Tagen waren es lediglich noch zehn Kilogramm – verteilt auf 150 Reusen“, sagt
Elbfischer Lothar Buckow aus Jork-Wisch. In der nächsten Woche sei für ihn die
Stint-Saison zu Ende, die Reusen kämen raus. „So ein schlechtes Jahr habe ich
als Fischer in den vergangenen 50 Jahren nicht erlebt“, ergänzt der
Hamenfischer Walter Zeeck aus Geversdorf. Auch seine Netze sind fast leer.
Und es fehlten komplette Jahrgänge, innerhalb von fünf Jahren sei die
StintPopulation in der Unterelbe zusammengebrochen. „Für den Stint sehe ich
schwarz“, sagte der Biologe Dr. Veit Hennig vom Institut für Zoologie an der
Universität Hamburg bereits Ende 2018 im TAGEBLATT.
Biologe sieht schwarz für den Stint
Er teilt die Auffassung der Fischer, dass das Ökosystem der Tideelbe gefährdet
sei. Der Schwarm- und Wanderfisch sei die Leib- und Magenspeise vieler Arten.
Für ihn ist es bereits „fünf nach zwölf“. So habe sich die einstmals größte
Flussseeschwalbenbrutkolonie im Wattenmeer im Neufelder Vorland in
Schleswig-Holstein praktisch aufgelöst, einst setzte dort ein Viertel des
deutschen Bestandes seinen Nachwuchs in die Welt, 2014 brüteten dort noch
2500 Paare, zuletzt waren es 250 bis 350. Ihre Ernährung besteht zu 98,2
Prozent aus Stint. Die Crux: Durch das Sterben bekämen Vögel deutlich zu
wenig schnabelgerechte Jungfische auf den Teller. Inmitten der
Flussseeschwalbenkolonie brüte die vom Aussterben bedrohte Lachseeschwalbe.
|
Flicken statt Fischen: Harald Zeeck stopft die Netze des Hamenkutters
Foto Björn Vasel |
Diese gastgebende Art diene ihnen, so Veit, als Feindabwehr. Nicht nur die
Schwalben machten einen großen Bogen um die Elbe, auch Schweinswale und
Zwergmöwe sagten Tschüss. Die Population sei 2014/2015 – zeitgleich zu
größeren Baggerungen in Hafen und Fahrrinne – schlagartig
zusammengebrochen. Mit dem Stint breche laut Veit Hennig eine „Schlüsselart“
zusammen. In der Ökologie gibt es dafür den Begriff des Tipping Points, eines
Punkts, an dem ein Ökosystem schlagartig kippt. Er verweist gebetsmühlenartig
auf das Aussterben des Stints vor der Küste von San Francisco. „Das ganze
Ökosystem ist in Gefahr, es droht ein weitgehend toter Fluss“, sagt Zeeck.
Ursachen:
Für die Elbfischer ist klar, dass die Trübung durch die anhaltende
Unterhaltungsbaggerei und die Schlickverklappung bei Neßsand sowie der
höhere Tidenhub, die höhere Salinität und die Sauerstofflöcher gerade im
Sommer die Hauptursachen des Zusammenbruchs seien.
Starke Trübung gefährdet Baby-Stinte
Durch die zu starke Trübung erstickten die Eier. Die Stintlarven könnten die
Planktonnahrung nicht mehr sehen, die Baby-Stinte verhungerten laut Buckow
in ihrer „Kinderstube“ zwischen Mühlenberger Loch und Hahnöfer Nebenelbe.
Der Fortpflanzungserfolg sei gefährdet, von Januar bis März ziehen sie zum
Laichen die Elbe hinauf. Die Baggermengen hätten sich versechsfacht.
Forderungen:
Die vier Elbfischerfamilien Zeeck, Grube, Buckow und Jensen
haben ein AchtPunkte-Papier verfasst. Das Verklappen des Hafenschlicks vor
Neßsand müsse „sofort aufhören, damit die Stint-Brut nicht weiter getötet
wird“, mahnt Elbfischer Lothar Buckow aus Jork. Außerdem müsse das Baggern
mit dem Wasserinjektionsverfahren sofort eingestellt werden, es wirbele zu viel
Sediment auf. In der Laich- und Aufwuchszeit müssten die Saugbagger ihre
Arbeit „erheblich einschränken“. Mit ihrem Sauger saugten sie Eier, Larven und
Fische an.
|
Die guten Jahre sind vorbei:
Bis 2013 waren die Netze von
Elbfischer Lothar Buckow voll von Stint
Foto Björn Vasel |
Notwendig sei, dass unabhängige Biologen auf
diesen Schiffen mitfahren und den Beifang,
sprich die Zahl lebender und toter Fische, an
Bord der Hopperbagger dokumentierten. Die
große Zahl der Möwen zeige, dass viele, auch
tote Fische zurück in den Fluss gepumpt
würden. Des Weiteren müssten dringend neue
Flachwasserzonen als Kinderstuben geschaffen
und eine Aufschlickung verhindert werden. Im
Sommer müssten die Baggerarbeiten früher,
bereits bei einem Sauerstoffgehalt von sechs
Milligramm pro Liter eingestellt werden, und
nicht erst, wenn das Sauerstoffloch schon da
sei.
Elbfischer kritisieren Umweltsenator
Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) „hat die
Natur verraten, er tut nichts“, sagt Buckow.
Dabei hätten Bund und Hamburg den Fischern bei der Elbvertiefung von 1998
vertraglich ihre Unterstützung zugesagt und die umweltschonende Technik der
Fischerei und die Bedeutung der Betriebe als „Wächter der Wassergüte“ gelobt.
Nun wolle der Senat offenbar die Fischer loswerden, auch wegen ihrer Kritik an
der Kanalisierung des Flusses. Zeeck: „Es ist fünf vor zwölf, die Politik muss sich
jetzt schützend vor die Elbe und Fischer stellen.“ Sie seien kooperationsbereit.
Reaktion: Die Umweltbehörde glaube nicht, dass „der Rückgang etwas mit den
Baggeraktivitäten der Hamburg Port Authority zu tun hat“, sagt Sprecher Björn
Marzahn. Er bestreite nicht, dass es „vermehrt Hinweise“ dafür gebe, dass der
Stintbestand abgenommen habe. Es existierten allerdings keine ausreichend
gesicherten Daten zur Bestandsdichte und ihrer Entwicklung und zu möglichen
Ursachen. Aktuell seien die Trübungswerte gering. Marzahn: „Aus unserer Sicht
besteht derzeit kein unmittelbarer Handlungsdruck, die Baggeraktivitäten
einzuschränken.“
Um offene Fragen zu klären, seien im Zuge der im November 2018 gestarteten
„Initiative Elbfische“ nun Wissenschaftler der Uni Hamburg beauftragt worden,
Ursachen zu ermitteln und entsprechende Schutz- und Entwicklungsmaßnahmen
zu erarbeiten.
Stellungnahme der Behörde für Umwelt und Energie im
Wortlaut
„Der Stint (Osmerus eperlanus) stellt die dominante Fischart in der Tideelbe
dar. Aufgrund seiner Biomasse ist er ein Schlüsselelement in der biologischen
Nahrungskette und daher von entscheidender Bedeutung für die Ökologie der
Tideelbe (einschließlich Ästuar und Küstengewässer). Obwohl es vermehrt
Hinweise (zum Beispiel Rückgang der Fischereierträge, rückläufige
Individuendichten beim Monitoring für die Wasserrahmenrichtlinie, Meldungen
von Angelverbänden, Kontrollaktionen der Fischereiaufseher,
Naturbeobachtungen) dafür gibt, dass der Stintbestand in der Tideelbe in den
letzten Jahren abgenommen habe, existieren keine ausreichend gesicherten
Daten zur Bestandsdichte und ihrer Entwicklung.
Es ist daher notwendig, den Kenntnisstand über die zeitlichen und räumlichen
Lebensraumansprüche der Art (zum Beispiel Nahrungsangebot, Sensitivität in
verschiedenen Lebensphasen vor allem gegenüber Wassertemperatur,
Sauerstoffgehalt, Schwebstoffgehalt (Trübung), Gewässerstruktur,
Oberwasserabfluss) zu verbessern und die Bestandsdichten fachlich fundiert zu
erheben.
Unter anderem wurde gefordert, dass die aktuellen Baggeraktivitäten der HPA
zum Schutz des Stintes umgehend einzustellen sind. Dies wurde begründet mit
der verstärkten Trübung des Elbwassers infolge der Baggeraktivität. Es ist
unbestritten, dass Gewässertrübung im Allgemeinen ein negativer Einflussfaktor
insbesondere für Stintlarven und juvenile Stinte ist. Die aktuellen
Trübungswerte (gemessen in FNU*) an den Hamburger Gewässergüte-
Messstationen (Bunthaus, Seemannshöft, Blankenese) weisen jedoch – trotz der
Baggeraktivitäten der HPA – keine auffällig hohen Werte auf (s. Abbildung 1).
In den Vorjahren hingegen (2014 – 2018) waren erhöhte Trübungswerte in
Seemannshöft, Blankenese und Grauerort festzustellen. Ursache hierfür sind
jedoch vorwiegend die geringen Abflussspenden aus der Mittelelbe in diesem
Zeitraum, die einen Austrag der Schwebstoffe aus diesem Flussabschnitt
eingeschränkt haben. Dadurch wuchs der Schwebstoffgehalt in der
Trübungszone an. Zusätzlich verlagerte sich diese stromauf. Kurz gesagt: Der
Wasserstand war aufgrund der Trockenheit zu gering.
Insofern besteht aus unserer Sicht derzeit kein unmittelbarer Handlungsdruck,
die Baggeraktivitäten einzuschränken. Daneben, existiert ein zwischen der BUE
und der HPA abgestimmtes Handlungskonzept zum Umgang mit Baggergut
innerhalb der hamburgischen Tideelbe. Dieses beinhaltet Festlegungen
bezüglich der Qualität des umzulagernden Materials (Zusammensetzung,
Schadstoffgehalte) sowie der Art und Weise des Verklappens (zum Beispiel
zeitliche und örtliche Beschränkungen, Technik des Umlagerns).
Um die aktuellen Fragestellungen zur Stintpopulation und deren Entwicklung
(sowie die beeinflussenden Faktoren) zu bearbeiten und mögliche Maßnahmen
zur nachhaltigen Förderung der Fischfauna in der Tideelbe umsetzen zu können,
hat sich im November 2018 die „Initiative Elbfische“ gegründet.
Vertreten sind neben der Hamburger Behörde für Wirtschaft, Verkehr und
Innovation (Oberste Fischereibehörde) und der Behörde für Umwelt und Energie
(Abteilung Wasserwirtschaft) der Deutsche Fischerei-Verband, der Angelsport-
Verband Hamburg, die Berufsfischerei, die Stiftung Lebensraum Elbe sowie die
Universität Hamburg durch die Abteilung Ichthyologie des Centrums für
Naturkunde.
Aus diesem Kreis heraus sollen – aufbauend auf einer umfassenden
Sachverhaltsklärung und Ursachenermittlung – entsprechende Schutz- und
Entwicklungsmaßnahmen erarbeitet werden.“
Kommentar von Björn Vasel
Noch ist der Stint zu retten
Das Stint-Sterben in der Tideelbe lässt die
Hamburger Umweltbehörde offenbar kalt.
Renommierte Wissenschaftler haben die
Hauptursachen längst nachgewiesen und
aufgezeigt, dass zwischen der Unterhaltungsbaggerei
und dem Sterben ein Zusammenhang besteht. Studien von Biologen, Fangstatistiken, das amtliche
Monitoring für die Elbvertiefung von 1999 und Erkenntnisse aus Befischungen zur EU-Wasser-
rahmenrichtlinie bestätigen die Aussagen der Elbfischer. Dass der Senat trotz alledem die Bagger
nicht stoppen und erst einmal Wissenschaftler
beauftragen will, um die Ursachen zu ermitteln, geschieht ganz sicherlich nicht zum Schutz der Natur.
Hamburg will Zeit gewinnen, um die Elbvertiefung
ungestört fortsetzen zu können. Die Zerstörung des
Ökosystems nimmt die Freie und Hansestadt
Hamburg billigend in Kauf – alles muss sich den
Interessen der Hafen-Lobby unterordnen.
In der Nordsee kommt der Stint noch flächenhaft
vor, eine Wiederbesiedlung ist also möglich. Dafür
müssten die ökologischen Verhältnisse durch Flachwasser- und Süßwasserwattzonen und eine nach-
haltige Bekämpfung der Verschlickung verbessert
werden. Die Bagger müssen gestoppt werden, damit
die Jungstinte überleben. Dann könnte die Elbe
wieder zum Stintparadies werden und die Existenz
der Fischer sichern. Noch gibt es diese Chance.
Aus
vom 23.03.2019
Von Björn Vasel
|
|
Elbfischer Lothar Buckow ist enttäuscht – nicht nur vom Hamburger Senat, sondern auch vom Land Niedersachsen und der großen Politik. Aus Hannover sei bislang nichts zum Zusammenbruch der Stint-Population in der Tideelbe zu hören gewesen, klagt der Altländer. |
|
JORK. Elbfischer Lothar Buckow ist enttäuscht – nicht nur vom Hamburger
Senat, sondern auch vom Land Niedersachsen und der großen Politik. Aus Hannover
sei bislang nichts zum Zusammenbruch der Stint-Population in der Tideelbe zu
hören gewesen, klagt der Altländer.
Dabei sei doch Ende 2018 das Naturschutzgebiet Elbe ausgewiesen worden.
Elbfischerfamilien hatten vor 13 Tagen Alarm geschlagen und insbesondere die
Trübung des Wassers durch die Unterhaltungsbaggerei und die Schlickverklappung
bei Neßsand sowie die regelmäßigen Sauerstofflöcher im Sommer für den
dramatischen Rückgang verantwortlich gemacht (das TAGEBLATT berichtete). Die
Flachwasserzonen fielen weiter der Verschlickung zum Opfer. Seit 2014/2015 geht
es bergab, Buckow hatte zuletzt zehn Prozent der früheren Menge im Netz.
Nach dem Protest der Fischer hat es ein erstes Gespräch mit den beiden
Behördenleitern Jörg Osterwald (Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Hamburg) und
Jörg Oellerich (Hamburg Port Authority) gegeben, mit Biologen besuchten die
beiden den Elbfischer persönlich in Jork. Die Hamburger hätten an der Auffassung
festgehalten, dass sie nicht glauben, dass der Rückgang etwas mit den
Baggeraktivitäten zu tun habe. Buckow begrüßt trotz alledem, dass das Gespräch
gesucht wurde und weitere Forschungsaufträge an die Uni Hamburg vergeben worden
sind, um Ursachen zu ermitteln und entsprechende Schutz- und
Entwicklungsmaßnahmen zu erarbeiten.
Stint-Baby vor dem Tod in der Schlickbrühe bewahren
„Es muss allerdings umgehend gehandelt werden. Wir können nicht warten“, sagt
der Elbfischer, ansonsten drohten die Stint-Larven jetzt in der Schlickbrühe zu
verenden. In der Laich- und Aufzuchtzeit müsse sofort ein Baggerverbot von den
Behörden erlassen werden. Denn die Stinte, von Januar bis März ziehen sie zum
Laichen die Elbe hinauf, seien mittlerweile ähnlich wie die gefährdeten Finte
bedroht. Zum Schutz des Finten-Laichs sind Baggerungen mit Saugbaggern im
zentralen Laichbereich von der Schwinge bis zum Mühlenberger Loch im Zeitraum
vom 15. April bis 30. Juni nicht zulässig – laut Planfeststellungsbeschluss zur
Elbvertiefung.
Das Umweltministerium in Hannover bestätigt den Rückgang der Population,
Ursachen seien „vielfältig und unklar. Sie können nicht pauschal einem
Verursacher zugeordnet werden“. Das Landwirtschaftsministerium schweigt.
CDU plant Stint-Gipfel in Hannover
Jetzt kommt allerdings Bewegung in die Sache. Der CDU-Generalsekretär und
Landtags- und Kreistagsabgeordnete Kai Seefried hat am Freitag gegenüber dem
TAGEBLATT angekündigt, den Elbfischerfamilien Zeeck (Geversdorf) und Buckow
(Jork) ein Treffen mit den Fachleuten im Niedersächsischen
Landwirtschaftsministerium – zuständig für die Fischerei – unter Einbindung des
Umweltministeriums zu vermitteln. „Wir nehmen die Sorgen der Fischer sehr ernst.
Unser Ziel muss es sein, ihre Existenz zu sichern“, sagt Seefried. Bei der
Einschätzung der Lage seien für ihn „eher die Fischer die Experten“. Sie seien
tagtäglich auf der Elbe und betrieben umweltschonende Fischerei. Gemeinsam mit
Helmut Dammann-Tamke (CDU-MdL) will Seefried auch den Kontakt zu Barbara
Otte-Kinast (CDU) vermitteln. Die Fischerei sei auch „ein schützenswertes
Kulturgut“.
Linken-Chef Benjamin Koch-Böhnke hat das Thema in die nächste
Kreistagssitzung eingebracht – und fordert, dass sich der Kreis hinter die
Fischer stellt.
Unterdessen stärkt das von Nabu, BUND und WWF getragene Aktionsbündnis
Lebendige Tideelbe den Fischern den Rücken. „Die Entwicklung beim Stint ist
dramatisch und zeigt sehr deutlich, dass die Tideelbe aus dem Ruder läuft. Nicht
nur die Hamburger Behörden tauchen ab. Kurzsichtiger geht es nicht“, sagt
Manfred Braasch (BUND). Dabei seien Rückgang und Ursache durch offizielle
Untersuchungen und Trübungsdaten (unter anderem durch das vom Wasserstraßen- und
Schifffahrtsamt Hamburg selbst in Auftrag gegebene Bioconsultgutachten vom
November 2018) erwiesen.
Nicht nur der Teller der Menschen könnte leer bleiben
Bei Problemen im Hamburger Hafen arbeite der Senat schnell an Lösungen, nun
müsse auch einmal die Ökologie „die Priorität haben“. Mit der Vertiefung werde
sich die Situation verschlimmern. Das Bündnis macht sich deshalb für einen
„vorsorglichen Stopp“ der belastenden Aktivitäten, wie Baggerungen und
Verklappungen in die Unterelbe, stark – so lange, bis ihre Unbedenklichkeit
bewiesen ist. Der Rückgang gefährde das gesamte Ökosystem. „Der Stint hat eine
essenzielle Bedeutung im Nahrungsnetz der Elbe“, mahnt Alexander Porschke vom
Nabu. Wenn der Bestand dauerhaft einbreche, bedeute das nicht nur leere Teller
für Fisch-Gourmets, sondern habe vor allem Auswirkungen auf andere Fische,
Schweinswale und viele Vogelarten wie Flusssee- und Lachseeschwalbe, deren
Hauptnahrungsgrundlage der Stint ist. Hier habe es bereits Einbrüche gegeben,
viele meiden die Elbe. Beatrice Claus vom WWF appelliert an die Politik,
Baggerstopp und Flachwasserzonen müssten her: „Unser Umgang mit der Elbe muss
sich ändern, sonst hinterlassen wir unseren Kindern eine kahle und leere
Flusslandschaft.“
Naturschutz
Der Kreis Stade als untere Naturschutzbehörde verweist auf die Ausweisung des
Naturschutzgebietes Elbe. Bis Ende 2020 wird dieser einen Managementplan für
dieses Gebiet erstellen. Der Stint sei zwar keine „prioritäre Art“ im Sinne der
europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, werde aber sicherlich von den
Verbesserungen des Lebensraumes, wie sie der Managementplan anstreben wird,
profitieren. „Dazu könnte beispielsweise die Schaffung von Flachwasserzonen
gehören“, sagt Kreissprecher Christian Schmidt.
Jetzt wird alles zerredet!
Hoffentlich haben sie sich nicht ins eigene Knie ge..schossen.
Es wird gerne, einfach mal, mit einem Fangverbot reagiert!
In der Natur ist alles nicht so einfach, die Ursachen sind meist sehr diffizil.
Aus
vom 25.03.2019
Von Björn Vasel
ALTES LAND. In vielen Gastronomiebetrieben des Alten Landes liegen
Unterschriftenlisten für eine Petition zum Stopp der Elbvertiefung aus – unter
anderem beim Elbfischer in Jork-Wisch. Auch die Gastwirte sind – wie die Fischer
an der Elbe – vom Einbruch der Stint-Population betroffen.
Angestoßen von der Bürgerinitiative „Rettet das Cux-Watt“ haben
Naturschützer, Fischer, Wissenschaftler, zahlreiche Politiker von den Grünen
über die Linke bis zur (örtlichen) SPD die „Petition 91354“ auf den Weg
gebracht. Sie steht mittlerweile auf der Internetseite des Deutschen Bundestags.
Der Text lautet: „Der Deutsche Bundestag möge beschließen, dass die 9.
Elbvertiefung gestoppt und die Schlickverklappungen am Weltnaturerbe Wattenmeer
vor Cuxhaven beendet werden. Wir fordern ein norddeutsches Hafenkonzept anstelle
einer weiteren Vertiefung unserer Flüsse. Das Elbeästuar ist für die biologische
Artenvielfalt in Europa von unermesslichem Wert. Der Nationalpark Wattenmeer
steht als Unesco-Weltnaturerbe unter internationalem Schutz.“ In ihrer
Begründung machen die Initiatoren deutlich, dass die Schlickbaggerung und
-verklappung – rund 40 Millionen Tonnen fallen bei der Elbvertiefung an – das
Ökosystem im Wattenmeer und in der gesamten Unterelbe gefährden. Die
Klappstellen befinden sich parallel zum Wanderkorridor der Fische, der Einbruch
beim Stint sei ein Warnsignal. Ein ganzes Ökosystem drohe zu kollabieren. Das
feste Sandwatt wird großflächig von einer zähen sauerstoffarmen Schlickmasse
überzogen. Dieses führt zu Algenbildung und Erstickungstod der Lebewesen im
Wattboden. Auch online kann die Petition auf der Homepage des Bundestages in der
Rubrik „Petition“ unterzeichnet werden (Stichwort: Wasserstraßenplanung und
-bau; ID: 91354). Die „Bittschrift“ wird direkt vom Petitionsausschuss des
Bundestages bearbeitet. (bv)
https://epetitionen.bundestag.de
http://www.rettet-das-cux-watt.de/
Hinreichend prüfen
Hierzu schreibt Jörk Philippsen,
Vorsitzender des Kreisverband der Angelvereine im Landkreis Stade e. V.
auch als Leserbrief im TAGEBLATT vom 29. März
Wieder ein großer Artikel über den Stint, basierend auf Aussage eines Fischers, ohne
verlässliche Daten, mit spekulativen Schuldzuweisungen. Leider springen jetzt schon viele früh auf dieses Thema auf, ergreifen Partei, anstatt auf gesicherte Ergebnisse zu warten. Denn wer kann schon die Angaben eines in dieser Sache nicht objektiven Fischers überprüfen. Bei uns Anglern in den Elbnebenflüssen ist es doch anders.
Wir müssen uns gemäß des Niedersächsischen Fischereigesetzes an Fischschonzeiten und Mindestmaße halten, dürfen den Fisch nur waidgerecht töten und nicht jämmerlich verenden lassen, haben Fangbegrenzungen und führen Statistiken über die entnommene Anzahl von Fischen. Darüber haben wir Rechenschaft abzulegen bei unseren Verpächtern, den Fischereigenossenschaften. Wir sind verpflichtet, anteilig unserer Pachtsumme, Fischbesatz zu tätigen. Zum Beispiel betreiben wir eine Meerforellennachzucht oder beteiligen uns in Zusammenarbeit mit dem Anglerverband Niedersachsen am Besatz mit Glasaalen. Dagegen bedient sich ein Fischer frei an den natürlichen Fischvorkommen. Was und wie viel geht ihm sonst noch in die Netze an Forellen, Lachsen, Zandern und Aalen? Vielleicht wurde das Fischen auf den Stint nicht nachhaltig betrieben
und die Bestände wurden überfischt? Vielleicht sind es auch normale jährliche Schwankungen? Oder doch einfach ein Mix aus anderen Ursachen.
Die geschätzten, mehr als 2000 Kormorane an der Elbe fressen eine Tonne Fisch – pro Tag.
Andere Seevögel und die Seehunde tragen ihr Übriges dazu bei.
Ich würde mir wünschen, dass gerade das Klagen und Jammern von Lobbyisten vor einer Veröffentlichung hinreichender überprüft wird.
Dieses Dokument wurde zuletzt geändert am :
Du bist bei www.h-juhnke.de