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Regen- Schneetage | 6 |
Hoff ich!
Man sollte es nicht glauben, ich war tatsächlich schon einmal los! |
Sehr erfreulich |
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BUXTEHUDE. Die Buxtehuder SPD-Ratsfraktion will keine halben Sachen machen und den Mühlenteich komplett ausbaggern. Wie berichtet, wollen Unterhaltungsverband und Stadtentwässerung aus Kostengründen in diesem Frühjahr lediglich 10 000 Kubikmeter aus dem „Sandfang“ in Altkloster holen. Dadurch hätte die Stadt eineinhalb Jahre „Ruhe“.
Eine Kompletträumung würde die finanziellen Möglichkeiten der Unterhaltungsverbands übersteigen. Dann müssten die Bagger mehr als 37 000 Kubikmeter rausholen, das würde – nach einer ersten Schätzung der SEB – 350 000 bis 400 000 Euro kosten. Im Buxtehuder Haushalt sind in diesem Jahr allerdings nur 150 000 Euro für die Maßnahmen an Mühlenteich/Obereste eingeplant. Zum Hintergrund: Das Baggern soll verhindern, dass der Hafen und die Untereste weiter versanden, die Schiffbarkeit soll verbessert werden – ergänzt durch eine Befreiung der Bundeswasserstraße Este von Sand und Schlick durch das Wasser- und Schifffahrtsamt Hamburg im Anschluss. Fehlende Haushaltsmittel für eine Kostenbeteiligung der Stadt Buxtehude, so der SPD-Ratsherr Horst Subei im Auftrag seiner Fraktion, müsse der Rat außerplanmäßig bereitstellen. Die Genossen wollen, dass im Frühjahr nicht nur die westliche Abflussrinne geräumt wird.
Des Weiteren müsse die Stadt sicherstellen, dass der Bund den Hafen vom Sand befreit. Außerdem will die SPD mittelfristig Maßnahmen zur Sandreduktion – beispielsweise durch das Aufmachen von Altarmen – mittelfristig auf den Weg bringen. Das alles müsse bereits Ende März im Betriebsausschuss diskutiert werden. Die Verringerung des Sandeintrags sei ein wichtiger Beitrag zum Hochwasserschutz.(bv)
BUXTEHUDE. Das Gerücht, der Wachtelkönig sei nur eine Legende zum Verhindern von Infrastrukturprojekten, hält sich hartnäckig. Aber es gibt einen glaubwürdigen Zeugen, der ihm tatsächlich schon persönlich begegnet ist: Guido Seemann. Es ist nicht der einzige seltene Vogel, den der Ornithologe und seine Kollegen in und um Buxtehude gesichtet haben. Jetzt legt Seemann ein Buch dazu vor: „Uhu, Schwalbe & Co – Die Buxtehuder Vogelwelt 2014“ ist soeben erschienen, mit freundlicher Unterstützung des Naturschutzbunds Deutschland.
Im EU-Vogelschutzgebiet „Moore bei Buxtehude“ hat Guido Seemann nicht nur das berühmte „Krexkrex“ schon gehört, sondern den Wachtelkönig tatsächlich auch schon einmal gesehen. Ein Gutachter hat seine Beobachtung bestätigt: Zwei Mal bestand in 2014 auf Buxtehuder Gebiet Wachtelkönig-Brutverdacht.
„Es waren mal 24 Paare“, weiß Guido Seemann. Aber durch das fortgesetzte Umbrechen von Grünland und das Anpflanzen von Mais hat es der Wachtelkönig schwerer. Trotzdem ist er aus Seemanns Sicht ein lebender Beleg dafür, dass das Vogelschutzgebiet zu Recht ausgewiesen worden ist. 94 Vogelarten haben er und seine sechs Mitstreiter, allesamt ehrenamtliche Hobby-Ornithologen aus Buxtehude, in diesem auf den ersten Blick unscheinbaren Moorgebiet nördlich der Bahnlinie festgestellt – „so viele wie nirgends sonst in Buxtehude und Umgebung“.
Die Buxtehuder Gruppe hat die Vögel gemeinsam kartiert, Paare und Individuen gezählt und gegebenenfalls auch nach den Kriterien der Roten Liste Niedersachsen klassifiziert. Zur Brutzeit von Mitte April bis Mitte Juni waren sie von 2012 bis 2014 drei bis vier Mal in jedem Buxtehuder Gebiet: an der Este, im Neukloster Forst, in den Niedermooren, auf der Geest, im Stadtgebiet und in den Dörfern. So heißen auch die Kapitel, in denen die Lebensräume der Vogelarten im Buch beschrieben werden. Meistens allein, aber auch in kleinen Gruppen, machen sich die Ornithologen in der Regel gegen fünf Uhr auf den Weg. Dann sind die Vögel am aktivsten. Zwei bis drei Stunden lauschen sie in Wald oder Wiese dem Vogelkonzert und hören mit geübtem Ohr Einzelstimmen heraus. Dann gucken sie, wo der Vogel singt, was er tut, was sie tut, wo sie hinfliegen und ob es ein Nest gibt. Die Ornithologen wollen so viel wie möglich herausfinden, ohne die Vögel zu stören: „Wir sind neugierig, aber rücksichtsvoll.“
Gefunden haben sie auf diese Weise zum Beispiel einen seltenen Steinkauz. „Im Prinzip ist der im ganzen Landkreis sonst nicht mehr vorhanden“, erläutert Guido Seemann. Bei der Kartierung für den Windpark Daensen hatte ein Gutachter Steinkauz und Wendehals gesichtet – eine Information, die Ornithologen elektrisiert. Guido Seemann hängte gleich Nistkästen auf. Wo genau, will er nicht verraten, damit die seltenen Vogel nicht gestört werden. Für Interessierte ist die lokale Zuordnung der Vogelarten aber im Buch nachzuschlagen.
Die letzte Bestandsaufnahme der Buxtehuder Vogelwelt hat Irmgard Reinke 1993 veröffentlicht. Herauszufinden, wie es den Vögeln seither ergangen ist, war eine wichtige Motivation für Seemanns Buchprojekt, für das er schnell Mitstreiter fand. Jetzt können die Ornithologen vergleichen. Einige Trends, die Irmgard Reincke bereits 1993 festgestellt hatte, werden bestätigt: Die Populationen von Uferschnepfe, Großer Brachvogel, Rotschenkel, Kiebitz und Feldlerche, die bevorzugt auf Feuchtwiesen siedeln, gehen weiterhin zurück. Aber es gibt auch positive Entwicklungen. Einige Vogelarten, die Reincke nicht mehr feststellen konnte, haben sich wieder oder neu angesiedelt. Allen voran der Uhu, der mit mehreren Brutpaaren vertreten ist. Der Eisvogel ist regelmäßiger Brutvogel an der Este, den Neukloster Teichen und in Ovelgönne. Seit der Bullenbruch wieder vernässt wird, hat Guido Seemann dort Graugänse, Kiebitze, Bläss- und Nonnengänse beobachtet.
Mittlerweile hat der Ornithologe auch eine keineswegs abwegige Zukunftsvision für das wunderschöne Oberestetal entwickelt: „Mit besserem Schutz und in Verbindung mit einer Renaturierung könnte daraus ein Kranichbrutgebiet werden.“
Die Buxtehuder AG Botanik lädt im Frühjahr zu zehn Vogelstimmen-Exkursionen und drei Frühtouren unter der Leitung von Michael Köhler und Guido Seemann ein. Treffpunkt ist der Schafmarktplatz in Altkloster am Eichholz. Die Exkursionen starten vom 14. April bis 16. Juni dienstags um 19 Uhr. Die Frühtouren starten jeweils um 7 Uhr; am Freitag, 1. Mai, ins „Hohe Moor“ bei Oldendorf, am Sonntag, 31. Mai nach Maschen (Junkersfelde)und am Sonntag, 14 Juni, ins Tister Bauernmoor. Fernglas, wenn vorhanden, nicht vergessen. Fußgänger haben eine Mitfahrgelegenheit. Die Führungen sind kostenlos.
Guido Seemanns „Uhu, Schwalbe& Co - Die Buxtehuder Vogelwelt 2014“, epubli 2014, ist für 8 Euro im Buxtehuder Buchhandel und unter der ISBN-Nr. 978-3-7375-2074-4 erhältlich.
Foto Schaffhäuser |
JORK. Es ist kalt auf der Hahnöfer Nebenelbe zwischen Neuenschleuse und Wisch: Doch das stört Elbfischer Lothar Buckow nicht. Er ist bei Wind und Wetter auf der Elbe. Der Strom ist sein Fluss. Ein Blick in die Reuse zeigt ihm: Dem Fluss geht es nicht gut; seit der Elbvertiefung von 1999 gehen in (fast) jedem Sommer durch die Sauerstofflöcher die Fische über den Jordan, ganze Generationen wurden ausgelöscht. Das bleibt nicht ohne Folgen. „Der Stint-Fang ist um 80 Prozent zurückgegangen“, klagt Elbfischer Lothar Buckow aus Jork-Wisch. Auf dem Fischmarkt Bremerhaven wurde sogar für 14 Tage die Preisnotierung ausgesetzt.
Der letzte Berufsfischer des Alten Landes spricht von einem dramatischen Rückgang der Population. Eigentlich wollte der Altländer in diesem Jahr noch bis April seine Reusen auslegen. Jetzt wird die Stint-Fangsaison in zwei Wochen beendet, erklärt Buckow. Seine Familie ist seit 1648 der Fischerei verbunden. Bis zu 50 Tonnen und mehr leckeren Stint fing Lothar Buckow noch vor zehn Jahren.
Er macht sich große Sorgen um das Ökosystem der Elbe. Schließlich stellten die Stinte (bislang) 92 Prozent der Fische in der Unterelbe. Stinte gehören zur Familie der Lachsfische – und sind Nahrung für viele andere, größere Fische; selbst Friedfische sagten nicht Nein, wenn ihnen Stintbrut auf den Teller komme. Kurzum: Der Rückgang wird sich auf den Bestand anderer Fischarten auswirken, prognostiziert Buckow.
Dabei hatten sich die Bestände nach dem Untergang der DDR erholt, lediglich 43 Arten zählten die Elbfischer in den 1980er Jahren. Heute sind es mehr als 80 Fischarten. Die Unterelbe ist die „Kinderstube“ – nicht nur der Stinte. Diese tummeln sich einige Jahre lang im Atlantik bei Island, geschlechtsreif ziehen sie schließlich im Alter von vier und fünf Jahren in diesen Tagen und Wochen zum Laichen die Elbe hinauf und lassen sich in Reusen fangen, wenn sie in Schwärmen im Brackwasser der Unterelbe ankommen und sich dem Süßwasser anpassen, um schließlich zum Laichen stromaufwärts zu ziehen. Ende Februar bis März, wenn das Wasser wärmer wird, ist die Hauptlaichzeit für Osmerus Eperlanus. Nach dem Ablaichen kommt es in der Regel zu einem Stint-Massensterben.
In diesen Tagen ist Buckow fast jeden Tag auf der Elbe. An 220 Meter langen Leinen hängen je 25 Reusen – verankert am Grund der Elbe. In einer Tiefe von acht Metern verläuft bei Hochwasser die Stint-Autobahn. In den Vorjahren waren die Reusen voll, sagt Buckow. Die Preise für seine Kunden in der Gastronomie hat der Altländer nicht erhöht. „Das könnte sich negativ auswirken, auch in Zukunft sollen die Leute Stint essen – zu bezahlbaren Preisen.“ Im Laden verlangt der Elbfischer 15,90 Euro pro Kilo Stint (geschlachtet). Der Stint galt früher als Arme-Leute-Essen. Heute ist Stint eine Delikatesse: Das Besondere an dem – in der Regel – zehn bis 15 Zentimeter langen lachsartigen, silberglänzenden Fisch ist sein außergewöhnlicher Duft: Er riecht nach frischer Gurke. Nach der letzten Elbvertiefung von 1999 hat Lothar Buckow bereits einen Teil seiner Fanggründe verloren, die Strömung habe sich deutlich erhöht. Weitere würden wegfallen, sollte die Fahrrinne tatsächlich wie beantragt weiter vertieft und verbreitert werden. Ohnehin würden Sog und Schwell großer Containerschiffe allzu oft die Reusen zerreißen.
Seit Jahren, zuletzt beim Fischsterben im Juli 2014, warnen die Fischer und Naturschützer vor den Folgen von Elbvertiefungen, der Vernichtung von Flachwassergebieten wie dem Mühlenberger Loch und Unterhaltungsbaggerungen – gebetsmühlenartig verneinen der Bund und die Hamburg Port Authority beim Auftreten der Sauerstofflöcher einen Zusammenhang, sie schieben der Landwirtschaft den Schwarzen Peter zu. Dabei hatte bereits das Bundesamt für Naturschutz 2007 eindringlich gewarnt. Noch will Buckow die Hoffnung nicht aufgeben, dass die Politik oder die Gerichte sich endlich für die Elbe einsetzen. Damit Stint & Co wieder – in der Elbe – gut leben – und von ihnen die Fischer.
Die Rückgang der Stint-Population ist auch eine Folge der Sauerstofflöcher im Sommer. Ursache ist ein Algensterben, begünstigt durch die Tiefe der Fahrrinne und der Hafenbecken. Doch wie entstehen die? In flachen, gut belichteten mittleren Flussabschnitten oberhalb Hamburgs wachsen Algen, zum Teil begünstigt durch den Dünger aus der Landwirtschaft. Mit dem Oberwasser gelangen die Algenmassen dann in die tiefen und dunklen Hamburger Hafenbecken und die seeschifftiefe Fahrrinne der Unterelbe, wo sie in der Dunkelheit sterben. Beim Abbau der toten Biomasse durch Bakterien wird weiterer Sauerstoff verbraucht. Besonders bei Hitze, wenn sich im Wasser der Elbe ohnehin weniger Sauerstoff hält, geht die Konzentration des lebenswichtigen Gases schnell in den roten Bereich unter drei Milligramm pro Liter. Dann sterben die Fische. Dabei könnte die Situation verbessert werden – unter anderem durch die Schaffung neuer sauerstoffreicherer Flachwasserbereiche – auch als Flucht-Biotope.