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Was mag das wohl sein? |
Eneuter Einsatz am Fischpass Altkloster! |
Wie kommt blos dieser Baum in den Fischpas? |
Wir wollen versuchen, das Fischpasswrack in Altkloster zu ertüchtigen. Mehr davon |
Manfred Braasch. |
lLANDKREIS. Der
Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) hat am Donnerstagmorgen in
Hamburg eine vernichtende Zwischenbilanz zur Elbvertiefung gezogen.
Bundesregierung und Hamburger Senat ständen "fünf Jahre nach Beginn der
Planung vor einem planungsrechtlichen Trümmerhaufen", erklärte
BUND-Geschäftsführer Manfred Braasch. Die ökologische Belastbarkeit der
Elbe sei längst erreicht. Braasch: "Wir lehnen eine weitere
Elbvertiefung ab."
Der BUND werde eine Klage in Leipzig prüfen, wenn der
Planfeststellungsbeschluss - voraussichtlich Ende 2011 - vorliegt. Eine
Kompromisslösung könne erst diskutiert werden, wenn das
Bundesverwaltungsgericht mit am Tisch sitzt - und die Richter ein
Gespräch vorschlagen. Die Umweltschützer hätten keinerlei Vertrauen
mehr in die Politik.
Die nicht gerichtsfeste Planung von Wasser- und Schifffahrtsdirektion
und Senat basiere auf "politisch motivierten, bewusst einseitigen
Gutachten", Natur- und Europarecht seien wiederholt missachtet worden.
Dass das Verfahren sich seit fünf Jahren hinziehe, liege nicht an den
Umweltverbänden.
Braasch äußerte Zweifel, ob der Elbvertiefung bei "Kosten von 500
Millionen Euro", unter der Einbeziehung der ökologischen und
ökonomischer Nachteile (Obstbau/Industrie), "überhaupt noch ein
angemessener Nutzen gegenübersteht". Vor zehn Jahren hatte das
Bundesumweltministerium massive Kritik an der
Kosten-Nutzen-Untersuchung geäußert. Diese ist bislang nicht
aktualisiert worden und auch nicht Teil der Planunterlagen - für
Braasch ein Verstoß gegen das Hamburger Haushaltsrecht. Außerdem seien
die Kosten für die Unterhaltungsbaggerung zu niedrig angesetzt, die
lägen schon heutzutage bei rund 100 Millionen Euro im Jahr.
Außerdem sei eine wesentliche Alternative nicht geprüft worden, die
laut Planunterlagen bereits "eine wesentliche Verbesserung des
Ist-Zustandes" wäre - eine Baggerung im Mündungsbereich der Elbe, die
eine Bedienung von Schiffen bis 14 Meter tideabhängig
ermöglicht hätte ("Elbvertiefung-light") Vorteil: Natur und Umwelt
würden entlastet, statt 40 Millionen Kubikmeter müssten die Bagger nur
1,55 Millionen Kubikmeter aus der Elbe holen. Braasch verwies auf den
Konkurrenzhafen Antwerpen. Dort hätten Naturschutz und Hafenwirtschaft
nach zähem Ringen die Vertiefung der Schelde auf 13,10 Meter für den
tideunabhängigen Verkehr begrenzt. Das ist weniger, als die von Hamburg
beantragten 13,50 Meter. Die amtliche Statistik für die maximal
gefahrenen Tiefgänge großer Containerschiffe belege, das "kaum Bedarf"
für größere Fahrwassertiefen bestehe. Schiffe mit einer Kapazität von
13 000 TEU und mehr (Standardcontainer) liefen bereits tideunabhängig
aus, es gibt noch Ladungsreserven.
55 Prozent der Mega-Schiffe hätten den Hamburger Hafen tideunabhängig
anlaufen können, 95 Prozent der Schiffe liefen tideunabhängig in
Richtung Nordsee aus. Außerdem zeige die Statistik, dass die Ladung pro
Container "immer leichter" wird und die Zahl der Leercontainer seit
zehn Jahren steigt. Das führe zu einer geringeren Eintauchtiefe von
einem Meter. Das Regionale Bündnis gegen die Elbvertiefung sagt, dass
die großen Pötte im Schnitt einlaufend 3600 TEU und auslaufend 2650 TEU
mehr befördern könnten - auch bei Verzicht auf die Elbvertiefung.
Der naturschutzfachliche Ausgleich sei "mangelhaft". Arten wie der
Schierlingswasserfenchel, die vom Aussterben bedrohte Pflanze kommt
weltweit nur im Süßwasserbereich der Tideelbe vor, werden vom Vorrücken
der Brackwasserzone bedroht (das TAGEBLATT berichtete). Die Planung
verstoße gegen die FFH- und die Wasserrahmenrichtlinie der EU. Die
Crux: Selbst bei einer negativen Stellungnahme der EU-Kommission
könnten die Bagger loslegen. Braasch: "Das wäre aber ein Novum - und
eine Steilvorlage für das Gerichtsverfahren." (bv)
Industrie droht mit Schadensersatzforderungen
Bei der Elbvertiefung sitzen Obstbau, Naturschutz und Industrie beim
Thema Salinität in einem Boot. Die Dow in Stade hat in einem Brief an
die Wasser- und Schifffahrtsdirektion massive Kritik geäußert. „Unsere
Einwendungen wurden nicht hinreichend berücksichtigt“, schreibt der
Geschäftsführer, „auf unseren Antrag auf Beweissicherung erhielten wir
keine Reaktion.“ Aufgrund der zu erwartenden Erhöhung der Salz- und
Sedimentkonzentration könne die Firma Evides, welche am Standort Stade
die Aufbereitung des Prozesswassers vornimmt, nicht mehr ausreichend
aufbereitetes Wasser in der benötigten Qualität liefern.
„Es sind Investitionen in Höhe von mehreren Millionen in die
Aufbereitungsanlagen erforderlich, mit steigenden Betriebskosten ist zu
rechnen“, so die Dow. Evides behält sich sogar Schadenersatzforderungen
vor. Laut Dow-Gutachten erhöht sich in Stade die Salzkonzentration um
knapp 25 Prozent. (bv)
Kapitaler Fang: Elbfischer Lothar Buckow aus Jork-Wisch präsentiert den Riesen-Aal. Foto Vasel |
Björn Vasel JORK.
Elbfischer Lothar Buckow (53) hat einen Riesen-Aal in der Hahnöfer
Binnenelbe gefangen: "Ein Blankaal in dieser Größe geht einem
vielleicht alle zehn Jahre ins Netz, wenn überhaupt", sagt der
Altländer aus Jork-Wisch. Der Aal ist 1,02 Meter lang und 2320 Gramm
schwer - und damit vier Mal so groß wie die Aale, die Lothar Buckow
normalerweise in der Unterelbe fängt.
"Ich weiß noch nicht, wie ich den Aal räuchern soll", sagt Buckow, der
passt kaum noch in den Ofen. Freitag wird die letzte Stunde des
Riesen-Aals schlagen. Den Fisch hatte der Elbfischer am Montag aus
seiner acht Meter langen Reuse geholt - "um 12 Uhr mittags". Der Fang
überraschte selbst den erfahrenen Berufsfischer. Die anderen sahen
dagegen aus wie Spielzeugaale. "Der Aalzug hat in diesem Jahr früher
begonnen, eigentlich herrscht in diesen Wochen eher Stillstand."
Meistens ziehen sie erst Anfang Oktober los. Doch der Blankaal habe
sein Ticket in Richtung Sargassosee offenbar früher gelöst. In den
Tiefen des Atlantiks laichen die Aale. "Vermutlich lag es am Regen",
sagt Buckow. Das Schietwetter habe die Reiselust des Aals geweckt,
vermutet der Elbfischer.
Die Nachricht verbreitete sich in Windeseile in Wisch. Bekannte und
Freunde wollten es nicht glauben, Buckow und sein Mitarbeiter mussten
ihnen erst den kapitalen Fang zeigen. "Der Aal ist vermutlich 50 Jahre
alt", sagt Buckow. Der prächtige Aal ist allerdings fotoscheu -
lediglich für wenige Sekunden war der Altländer Riesenfisch zu
bändigen. Gute Nachricht: Die Bestände kleiner Aale habe sich in diesem
Jahr in der Elbe erfreulich erholt. Erst kürzlich waren Wissenschaftler
bei Buckow.
Während die Aale sich mit der Strömung in Richtung Nordsee treiben
lassen, schwimmen ihnen bereits Lachs- und Meerforellen entgegen. "Ich
habe schon einige gefangen", sagt Buckow. Auch Stinte gingen ihm schon
ins Netz. Auch im Nordatlantik ist das Wetter schlecht.
Der Fang freut Buckow. Trotzdem blickt der Jorker, seit 1648 hat die
Fischerei in der Familie Tradition, mit gewisser Sorge in die Zukunft.
Denn mit der Elbvertiefung soll das Fahrwasser um rund 150 Meter
zwischen Hanskalbsand und Wedel für die Begegnungsbox verbreitert
werden. "Das wäre hier das Aus für die Aalfischerei". Sog und Schwell
der großen Containerschiffe würden die Reusen zerreißen - schon heute
gebe es Schäden an Reusen und Ufer. Ohnehin habe sich die letzte
Vertiefung von 1999 negativ ausgewirkt, die Strömung habe sich erhöht.
Einige Fanggebiete könne er nicht mehr nutzen.