Das Netz der Stör-Retter
Altes Fanggerät ist heute ein Symbol für die Zusammenarbeit beim Schutz der gefährdeten Fischart
LANDKREIS. "Ebenso
wichtig wie der Versuch, den hier ausgestorbenen Stör wieder in der
Oste anzusiedeln, ist die Bewahrung der kulturgeschichtlichen Aspekte,
die mit dieser Fischart zu tun haben." Das hat am Montag der
Fischereibiologe Dr. Jörn Geßner betont. Er nahm im Namen der
Gesellschaft zur Rettung des Störs ein besonderes Geschenk in Empfang:
ein Original-Störnetz von der Oste, das Helga und Herbert Günther in
Osten aufbewahrt hatten.
Auch wenn die Fischerei einst eine große Rolle beim Zusammenbruch der
Störpopulationen gespielt haben mag - heute gehören die Berufs- und
Sportfischer an Elbe und Oste zu den engagiertesten Stör-Schützern. Sie
sind aktiv an Versuchen des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und
Binnenfischerei in Berlin beteiligt, das "lebende Fossil" wieder
heimisch zu machen.
"Wahrscheinlich sind mit diesem Netz die letzten Störe in der Oste von
einem gewerblichen Störfischer gefangen worden" sagte bei der Übergabe
des Netzes der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Wanderfische in der
Oste, Wolfgang Schütz. Ungefähr 100 Meter lang dürfte das grobmaschige
Netz sein, das früher dem Fischer Karl Stürenberg gehört hat und später
jahrzehntelang unbeachtet auf dem Dachboden der Günthers lag, die
selbst begeisterte Sportangler sind. Der OstenerFährkrug-Wirt Horst
Ahlf erinnert sich, dass er Ende 1948/49 noch mit Karl Stürenberg auf
Störfang war.
Auch von Hand geschnitzte Schwimmer, eine Holznadel zum Flicken und
Ziegel-Gewichte für das Treibnetz stießen am Montag in der Ostener
Fährstuuv auf großes Interesse.
Im kommenden Jahr, so Fischereibiologe Jörn Geßner, sei eine gemeinsame
Wanderausstellung mit dem Meeresmuseum Stralsund geplant. Zwar soll das
Original-Netz von der Oste nicht mit auf Wanderschaft gehen. Aber als
Muster für eine Nachbildung sei es sehr wichtig. "Wir sind
interessiert, alle Dinge zu sichern, die mit dem Stör zu tun haben",
betont Geßner. Der Wissenschaftler beklagt, dass etwa beim Bau des
Altenwerder Container-Terminals Pfähle und Ketten zerstört worden sind,
an denen zu Zeiten des kommerziellen Störfangs große Exemplare zum
Hältern befestigt waren.
2009 wurden erstmals 50 markierte und teils mit Sendern ausgestattete
Jungstöre in der Oste ausgesetzt. Sie sollen erkunden, inwieweit sich
der Fluss schon wieder als Lebensraum für diese Fischart eignet. Auf
Dauer ist geplant, in der Oste mehrere tausend Störe aus Zuchten
auszusetzen. Der Vizepräsident des Landessportfischerverbandes, Werner
Klasing, sicherte die Unterstützung seiner Organisation bei der
Wiederansiedlung zu.(ccs)
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