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Elbfischer bei einer Protestaktion gegen die Elbvertiefung vor Blankenese im Frühjahr, rechts der Kutter Ostetal von Walter Zeeck. Foto: Schmidt |
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In der Elbe ist der Sauerstoff knapp
Zwischen Hamburg und Lühe-Mündung ersticken die Fische - Überdüngung und warmes Wetter als Verursacher
Kreis Stade (ccs).
"Uns sterben die Aale in der Bünn", wettert Elbfischer Walter Zeeck. Eigentlich dient das im Kutter eingebaute und ständig von Elbwasser durchströmte Becken dazu, die Fische bis zur Anlandung am Leben zu halten. Doch heiße Witterung und Überdüngung lassen den Sauerstoff aus der Elbe schwinden. Zwischen Hamburg und Lühemündung drohen die Fische zu ersticken - wieder einmal.
Eigentlich fangen Zeeck und seine Berufskollegen mit ihren Hamenkuttern dieser Tage vor Blankenese Aal und Zander. Doch mit den Fischen sind auch die Fischer vor dem "Sauerstoffloch" geflüchtet. Zeeck: "Wir werden jetzt in Richtung Elbmündung zur Medemrinne fahren, um Aal und Butt zu fangen." Denn just an der Mess-Stelle Blankenese ist die Sauerstoffkonzentration unter zwei Milligramm (tausendstel Gramm) pro Liter Wasser gesunken. Unter drei Milligramm ersticken die Fische. Und auch diese Grenze ist inzwischen auf gut 30 Fluss-Kilometern zwischen der Hansestadt und der Lühemündung erreicht, bestätigte am Dienstag die Wassergütestelle Elbe dem TAGEBLATT.
Biologe Dr. Klaus Baumgardt vom Verein Rettet die Elbe: "Der gesamte Hamburger Hafen ist für Fische eine tödliche Zone und ein unüberwindbares Hindernis bei ihren Wanderungen."
Nicht, dass das "Sauerstoffloch" etwas Überraschendes wäre. Doch anders als in den 1970er und 1980er Jahren, als die Elbe durch Einleitungen aus Kläranlagen und Industriebetrieben stark verschmutzt war, ist es jetzt offenbar überschüssiger Dünger von Feldern, der am Sauerstoff zehrt. Durch "diffuse landwirtschaftliche Einleitungen", so wurde vor fast genau einem Jahr bei einem "Sauerstoffloch"-Workshop in Hamburg deutlich, kommt es bereits in der Mittelelbe zu einer Überdüngung des Flusses. Die Folge: Es wachsen massenhaft Algen, die mit der Strömung Richtung Unterelbe treiben. Im tiefen und deshalb dunklen Hamburger Hafen, so Thomas Gaumert, sterben die Algen ab. Der Leiter der Wassergütestelle Elbe: "Bakterien zersetzen die Pflanzensubstanz und verbrauchen dabei viel Sauerstoff."
Seit der jüngsten Elbvertiefung 1999, so Rettet-die-Elbe-Sprecher Baumgardt, habe sich die Situation noch einmal verschlechtert, weil sich die tiefen und dunklen Zonen ausdehnen. Eine weitere Belastung der Sauerstoff-Situation in der Unterelbe befürchten Umweltverbände und Fischer deshalb durch die nächste Fahrrinnen-Vertiefung und den geplanten Bau von sieben Kohlekraftwerken, die aufgeheiztes Kühlwasser in die Elbe leiten. Immerhin schreibt ein neuer Wärmelastplan bereits vor, dass die Meiler bei einem kritischen Temperatur- und Sauerstoffwert im Elbwasser in ihrer Leistung gedrosselt werden müssen.
Rettet die Elbe hat unterdessen erneut gefordert, den Strom mit einem Bypass um den Hamburger Hafen herumzuführen. Dazu, so Baumgardt müsste die Alte Süderelbe von Moorburg bis zum Köhlfleet wieder hergestellt werden.
In den nächsten Tagen ist der Elbe damit allerdings noch nicht geholfen. Es soll heiß bleiben. Wassergütestelle-Chef Gaumert: "Schlechtes Wetter im Oberlauf der Elbe mit viel Regen könnte die Situation entspannen."
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